Gesundheit und Risiken
Zu den häufigsten Gefahrenquellen gehören Druckschädigungen und Überreizungen an Nerven.
Zu den häufigsten Gefahrenquellen gehören Druckschädigungen und Überreizungen an Nerven.
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Das Seilbondage erfreut sich immer mehr Beliebtheit. Viele nutzen Bondage als Bereicherung ihrer Sexualität. Ob zur Fixierung, zu dekorativen Zwecken oder in Form
von einer Hängebondage (Suspension), das Seil und das Spiel damit wird immer häufiger zum Kommunikationsmittel.
Dabei ist und bleibt Bondage eine mit Risiko behaftete Praktik, und bei aller Mühe wird man nie alle Risiken ausschließen können. Sehr erfahrene Seilkünstler (Rigger) haben sich bereits intensiv mit
dem Thema Gesundheit und Risiken auseinander gesetzt. Durch Erfahrungen und Sachverstand entstanden so viele literarische Werke und Quellen im Internet die sich mit diesem elementaren Punkt
beschäftigen.
So soll im Folgenden eine Übersicht gegeben werden über den gesundheitlichen Aspekt und die Risiken beim Bondage. Denn nur das Wissen um die Gefahren und Risiken kann helfen die Unfallgefahr zu
minimieren und Bondage so sicher wie es geht zu praktizieren.
Zu den häufigsten Gefahrenquellen gehören Druckschädigungen und Überreizungen an Nerven. Nerven durchziehen unseren ganzen Körper und mit einem soliden Grundwissen kann man das Risiko etwaiger Schädigungen minimieren.
Allgemein kommt es bei abgedrückten oder überreizten Nerven zu Taubheitsgefühlen oder der Gefesselte empfindet ein Kribbeln in den betreffenden Regionen. Geschädigte Nerven können von kurzzeitigen
Beeinträchtigungen, Lähmungen und Gefühllosigkeit bis hin zu langwierigen, ärztlich zu behandelten Krankheitsbildern führen. Diese äußern sich z.B. durch vorübergehende oder dauerhafte Taub- oder
Mißempfindungen bis hin zu o.g. Lähmungserscheinungen. Man spricht hier von kurzzeitigen Druckschädigungen, von mittelfristigen Schädigungen wie etwa den Verlust der Funktionstüchtigkeit
(Neuropraxie) und dauerhaften, bleibenden Verletzungen (Neurotemsis). Achtung: Nicht immer kündigen sich Schäden durch Signale an! In nicht wenigen Fällen bemerkt man erst im Nachhinein,
dass ein Nerv in Mitleidenschaft gezogen wurde!
Hier ein Überblick über einige Nerven die im Zusammenhang mit Bondage einer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen.
Radialis Nerv
Medianus Nerv
Der Medianus Nerv verläuft auf der Arminnenseite und zieht sich dann unter den Brustmuskel, Schlüsselbein bis hin zur seitlichen Halswirbelsäule.
Die häufigste Druckverletzung tritt hier an der Innenseite des Armes unterhalb des Bizepses auf. Eine Schädigung des Medianus Nerv, der u.a. durch den Karpaltunnel am Handgelenk verläuft, kann zu
Taubheitsgefühlen in Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger führen. Bei mittleren bis schweren Schädigungen kann es zu sogenannte „Schwurhand" kommen.
Brachial Plexus
Der Brachial Plexus ist das Hauptnervenbündel, das vom Hals in die Achsel zieht. Daher gilt der Bereich der Achsel als große Gefahrenquelle, da durch Überdehnung dieses Bereiches oder durch Druck
mittels Seil die gesamte Nervenversorgung des Arms in Mitleidenschaft gezogen wird. Von der Positionierung eines Seils ist hier wohl generell abzuraten.
Darüber hinaus gilt auch der Bereich des Handgelenks im weiteren Verlauf des Radialis Nerv als gefährdete Region. Direkter Druck auf der Daumenseite des Handgelenkes in der „Kerbe“ zwischen Unterarm und Handgelenk sollte vermieden werden.
Der Peronaeus Nerv verläuft um das Wadenbeinköpfchen herum an der Außenseite des Unterschenkels bis zum Fußrücken. An der Außenseite ist er sehr anfällig für Druckverletzungen. Druckschädigungen durch Seillagen oder Knoten können zu Störungen der Oberflächensensibilität an der Außenseite des Unterschenkels und des Fußrückens führen. Bei starken Schädigungen kann es zu einer Fuß- und Zehenheberschwäche kommen und der Gefesselte kann nicht mehr auf den Fersen gehen. Daher gilt es Seile in dieser Region zu vermeiden!
Venen transportieren sauerstoffarmes Blut zum Herzen. Arterien hingegen transportieren mit Sauerstoff angereichertes Blut vom Herzen in den Körper. Einige Venen und Arterien verlaufen leider ungeschützt direkt unter der Haut und u.a. an den Beugeseiten der Gelenke.
Beim Abdrücken von Venen wird der Rücktransport des Blutes verhindert und nicht selten erkennt man dies an einer Blaufärbung der betreffenden Körperteile. Besonders bei langer und gänzlicher Beeinträchtigung der Venen kann dies im Zweifelsfall sogar zu Thrombosen führen.
Beim Abdrücken von Arterien zeigen sich dagegen häufig durch eine Weißfärbung und Abkühlung der betreffenden Region. Der Druck auf große Arterien ist meist sehr schmerzhaft, sodass man diese häufig durch Rückmeldung oder mitgeteilte Taubheit des Gefesselten unverzüglich bemerkt.
Auch können Nervenenden durch Unterversorgung mit Blut sehr schnell Schaden nehmen. Daher ist bei Anzeichen von Quetschungen der Venen und Arterien eine Bondage unverzüglich zu lösen um ernsthafte
Schädigungen zu vermeiden.
Ob als bewusste Atemreduktion, durch Knebel oder durch das Einschränken der Atembewegung des Brustkorbes oder der Bauchatmung, die Einschränkung der Atmung birgt in
vielerlei Hinsicht gewisse Risiken die existentiell sind!
Daher sollte man generell von Seilen am Hals Abstand nehmen, da diese hier, neben wichtigen Blutgefäßen, auch die Luftröhre betreffen können und neben der Halsschlagader Nerven die zum Gehirn und weg
vom Gehirn führen in Mitleidenschaft ziehen können. Kommt es zu unvorhergesehenen Zwischenfällen kann dies ein Erdrosseln zur Folge haben. Auch „nur“ die Unterversorgung mit Sauerstoff
birgt Risiken wie Bewusstseinstrübung, Herz-Kreislauf-Versagen, Ohnmacht, Krampfanfallgefahr des Gehirns, oder dauerhafte Schädigungen.
Hingegen kann es auch durch emotionale Ausnahmereaktionen oder als Beginn von Panik-Attacken zur Hyperventilation kommen. Bei dieser Reaktion der beschleunigten Atmung ändert sich der ph Wert im Blut
und die CO2 Konzentration im Blut nimmt ab. Durch die Verschiebung des Säure-Basenhaushaltes kommt es zu Kribbeln in den Händen, den Füßen und zu Benommenheit. Erste Maßnahmen müssen hier eine
Normalisierung der Atmung sein. Auch in der gängigen Medizin wird mittels Tüten oder anderen Hilfsmitteln dafür Sorge getragen, dass der Betroffene vermehrt eigene Atemluft erneut einatmet um so die
CO2 Konzentration wieder zu steigern.
Aufgrund der Vielzahl an Fehlerquellen und nicht zuletzt durch eine häufig starke Intensität einer Bondage-Begegnung, kann es zeitweilen auch zu Kreislauf-Problemen kommen. Nennenswert ist hier, dass der Blutdruck meistens im Stehen fällt und sich beispielsweise durch Blässe, Schweiß und Kälte zeigt. Bei Aufregung hingegen steigt der Blutdruck, man wird rot und es können Kopfschmerzen eintreten.
Ursachen hierfür können wie oben beschrieben Abschnürungen, oder Atemreduktion sein. Aber auch zu warme oder zu kalte Umgebungs-Temperatur, oder die Qualität der Luft, gerade auf öffentlichen
Veranstaltungen. Auch kann es vorkommen dass der Gefesselte generell dehydriert (zu wenig getrunken) ist und die „Ausnahmesituation Bondage“ zum Katalysator wird.
Daher ist es wichtig verstärkt auf Symptome wie kalten Schweiß, Schwankungen, Abwesenheit, Veränderung der Gesichtsfarbe und einen trockenen Mund zu achten und angemessen sofort zu
reagieren. Bei einer Kreislaufschwäche sollte die Gesundheit vor dem Ziel stehen die Session fortzuführen.
Kommt es beim Bondage doch einmal zu einer Ohnmacht des Gefesselten, ist es in erster Linie wichtig, Ruhe zu bewahren. Erste Maßnahmen sollten hier sein, den Gefesselten in eine sichere Liegeposition zu bringen, die Beine hoch lagern und unverzüglich sämtliche Seile, notfalls mittels der immer griffbereiten Schere oder einem „Cutter“ (beides natürlich mit stumpfer Spitze), zu entfernen. Sollte die Bewusstlosigkeit länger anhalten ist die Person in die stabile Seitenlage zu verbringen und es ist ein Arzt hinzuzuziehen. Hierbei ist falsche Scham fehl am Platz, denn man kann sich gewiss sein, dass jeder praktizierende Arzt schon weitaus kuriosere Szenarien und „Unfälle“ gesehen hat. Darüber hinaus sollte es selbstverständlich sein, dass die Gesundheit weit vor Scham oder falschem Ego kommt.
Gerade bei Fixierungen und unbequemen Körperhaltungen geben uns die Gelenke und Muskeln einen gewissen Spielraum. Unsere Gelenke sind sehr komplex und Verletzungen zumeist gefährlich und kompliziert.
So ist es wichtig anatomische Grenzen zu akzeptieren und nicht auf „biegen und brechen“ ein gewünschtes Ergebnis herbei zu führen. Oft haben sich auch Dehnübungen als hilfreich erwiesen um
Zerrungen und Muskelfaserisse zu vermeiden. Hier sollten beide Beteiligten aufeinander eingehen und sich der Schwächen ihres Körpers bewusst sein.
In seltenen Fällen kommt es gerade bei der Fixierung der Arme hinter dem Körper zum Auskugeln des Schultergelenkes. Dies ist sehr schmerzhaft und man sollte unverzüglich einen Arzt konsultieren bzw,
einen Notarzt rufen, da von unsachgemäßem Einrenken zwingend abzuraten ist.
Gerade bei bekannten orthopädischen Erkrankungen und/ oder Bandscheibenvorfällen sollte man wohl von unbequemen Bondage-Techniken abraten. Die Gefahr hier Folgeschäden zu verursachen steht in keinem Verhältnis. Die Anwendung von dekorativen Bondage-Techniken ist hier sicherlich unbedenklich.
Der Carotis Sinus Reflex ist ein Kontrollmechanismus am Hals des Menschen. Bei Menschen, die in dieser Region besonders drucksensibel sind (hypersensitiver Corotissmus) kann ein Seil oder verstärkter Druck die Sensoren entlang der Halsschlagader aktivieren. Folglich fällt reflexartig der Blutdruck ab was zu sofortiger Ohnmacht führen kann. Auch Todesfälle infolge des CSR sind dokumentiert. Daher ist, wie auch an anderen Stellen beschrieben, der Hals als kritische Region zu betrachten!
Auf den ersten Blick erscheint es verwirrend welchen Einfluss Diabetes auf eine Bondage-Session haben soll. Durch die fehlerhafte Verstoffwechslung von Zucker werde u.U. Venen, Arterien und Nerven dauerhaft geschädigt. Vereinfacht kann man aber festhalten, dass es bei an Diabetes mellitus erkrankten Personen bei zusätzlichen Druckschädigungen mittels Seilen vermehrt zu Gefäßverschlüssen und Thrombosen kommen kann.
Epilepsie oder aber auch die bekannte Neigung zu epileptischen Anfällen sollte generell ein Ausschlusskriterium sein. Die enorme Kraftentwicklung während eines solchen Anfalls kann in gefesselter Position zu ernsthaften Verletzungen führen!
Wer zu Thrombosen oder Arterienverkalkung neigt sollte Bondage-Postionen vermeiden die den Blutfluss einschränken. Auch sollte man mit den Seillagen auf solche Besonderheiten achten und Seile nicht über bestehende Krampfadern legen. Hier ist es sinnvoll im Zweifelsfall ärztlichen Rat einzuholen, da Thrombosen in Art und Ausprägung ein sehr komplexes Thema sind.
Auch psychische Erkrankungen wie Angststörungen/ Depressionen u.a. sind zu benennen und in besonderem Maße zu beachten. Bei Schwangerschaft ist von Fesslungen über dekorative Techniken hinaus sicherlich generell abzuraten.
Es ist offensichtlich, dass beim Bondage sehr viele Aspekte eine Rolle spielen. Die Abhandlung aller Eventualitäten soll auch bewusst eine Sensibilisierung des Themas zur Folge haben. Jedoch gibt es einige Grundregeln, die vorhandene Gefahren zumindest auf ein gesundes Maß minimieren.
Kommunikation vor, während und nach einer Bondage Session ist existenziell und unerlässlich! Nur wenn man sich im Vorfeld abspricht, einen Rahmen festlegt, auf Besonderheiten eingeht und auch während der Session ob verbal oder mittels prüfenden Griffen die Situation stets erfasst, kann das Risiko von Unfällen vermieden werden. Auch ist es prinzipiell unerlässlich sich über wichtige Vorerkrankungen, körperliche Beeinträchtigungen des Gefesselten zu informieren und individuell auf diese Besonderheiten einzugehen.
Der Fessler (Rigger) ist in der Pflicht durch theoretisches Wissen und Erfahrung (auch wachsender) alles Erdenkliche zu tun um die Risiken für beide zu minimieren. Ebenso ist es die Pflicht des Gefesselten sich dieser Verantwortung bewusst zu sein und ihn bei der Durchführung sicherheitsrelevanter Handlungen zu unterstützen. Zu dieser Verantwortung gehört auch eine gefesselte Person, gerade in Anbetracht aller Eventualitäten, niemals allein zu lassen.
Zur Verantwortung gehört wohl auch der unmissverständliche Hinweis, dass übermäßiger, Alkohol und Drogen keinen Platz in einer Bondage-Session haben sollten. Beides macht den Verstand träge und zerstört im Zweifel das Potential für authentisches Urteilsvermögen!
Egal welche Art der Bondage, das verwendete Material sollte dem Zweck der Bondage-Session gerecht werden. Unerlässlich ist es hierbei eine Schere oder andere Notfallwerkzeuge griffbereit zu haben.
Bei allen Gefahren und Risiken ist Bondage eine Spielart welche beiden Freude bereiten kann und nicht selten eine tiefe Kommunikationsebene mit sich bringt. Und nur
wenn man sich diese Risiken vor Augen hält kann man das Risiko von Unfällen vermeiden und sich auf das Wesentliche, nämlich den Spaß, den Genuss und die tollen gemeinsamen Momente
konzentrieren.
Selbstverständlich erhebt auch dies hier keinen Anspruch auf Vollständigkeit, und es ist nahezu unmöglich alle Eventualitäten abzuschätzen. Dafür ist jeder Fessler, jeder Gefesselte und jede
Begegnung viel zu individuell. Je extremer die Praktiken umso extremer sind auch die Risiken. Und der verantwortungsbewusste Umgang mit einem Risiko beginnt mit dem Wissen um die Risiken an sich. Und
nun mit reichlich Wissen bewaffnet viel Spaß beim Fesseln.
Sicheres Fesseln ist erlernbar. Mit solidem Grundwissen und einem sensiblen Umgang mit dem Thema Sicherheit kann man Bondage mit Emotionen und so sicher wie nur möglich genießen. Eine gute Grundlage
bieten fachkundige Workshops, die das Thema Sicherheit ausreichend, vehement und klar verständlich behandeln.