„Lost Places“-Todesrätsel von Leipzig

Starb der junge Mann aus dem Speicher beim Fessel-Sex?

Bild: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a1/Lindenau_Hafen.png

Diese Frage stellte die BILD am 27. August 2023 zum Leichenfund in Leipzig. Und die Antwort ist ganz einfach: Nein. Denn beim "Bondage Sex" gibt es keine “Opfer”. Bondage, allgemeinhin auch Fesselsex bekannt, beruht auf Einvernehmlichkeit und schließt im Kern aus, dass es sich um Gewalt handeln kann.

 

Kommt es zu Gewaltverbrechen, bei denen Fesseln eine Rolle spielt, dann handelt es sich in keinem Fall um “Opfer bizarrer Sexspiele”, sondern um Opfer einer schrecklichen Tat.

 

Ich erinnere mich an einen Vorfall im Jahr 2014, bei dem ich mit der Kripo an der Rekonstruktion einer Fesselung arbeitete. Die Auffindesituation des Opfers war ähnlich und es stellte sich die Frage, ob es sich bei der Art der Fesselungen um einen autoerotischen Unfall handeln kann und wenn nicht, was die Fesselung für Rückschlüsse auf das Geschehen zulässt.

 

Im Falle des am Lindenauer Hafen gefundenen Opfers kann es sich aus meiner Sicht sehr  wahrscheinlich um Totschlag handeln. Die Vorstellung, eine Person wie in Hollywood Filmen so zu fesseln, dass diese absolut wehrlos ist, gehört ins Reich der Mythen und Legenden. Fesselt man eine Person gegen ihren Willen unter Anwendung von Gewalt, dann muss dies mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch andere Spuren zur Folge haben. Bei der Beschreibung des Falls ist am ehesten davon auszugehen, dass die Fesselung entweder noch einvernehmlich geschah und es dann auf tragische Weise eskalierte, oder aber, dass die Fesselung nach dem eigentlichen Delikt angebracht wurde.

 

Einvernehmliche Fesselspiele, als eine Facette von BDSM, sind sehr verbreitete Neigungen und werden in deutschen Schlafzimmern in unterschiedlichster Intensität millionenfach ohne Zwischenfälle und ohne Gewalt praktiziert. Das Risiko bei Sex-Treffen mit Fremden in eine gefährliche Situation zu geraten steigt nicht an, weil man sich für das Ausleben von Fessel-Fantasien trifft.

 

Unabhängig von der Art der Treffen und den Wünschen der Beteiligten sollten viel mehr Dating-Willige das sogenannte “Covern” praktizieren. Hierbei sichert man sich ab, indem man eine nahestehende Person darüber informiert, wo man sich mit wem trifft und es wird vereinbart, zu welchen Zeiten man sich bei der Vertrauensperson mit einer Nachricht oder einem Anruf meldet. Diese Person kennt den genauen Treffpunkt und leitet beim Ausbleiben Notfallmaßnahmen ein.

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