Ich wünsche mir, dass praktizierende Bondage-Liebhaber sich stetig in die Lage jener Einsteiger versetzen, die ihre Sexualität bewusst durch Fesselungen bereichern
wollen. Hierbei scheint es mir kontraproduktiv, interessierten Neulingen irgendeinen Weg oder ein höheres Ziel aufzubürden, weder eine gewisse Schule noch eine spezielle Suspension. Das Bild der
möglichst komplexen, aufmerksamkeitserregenden oder gar schwebenden Fesselung, gemeinhin ein Sinnbild für Bondage, ist erst durch das gewachsen, was wir Fessel-Liebhaber praktizieren und nach außen
tragen. Das mag als Eye Candy funktionieren, aber es liegt an uns, darüber hinaus ein offenes, lustvolles und entdeckenswertes Bild der Welt des Bondages zu vermitteln.
Wenn wir Menschen beim Entdecken und Erweitern ihrer Sexualität durch das Seil überhaupt ein Ziel vorleben sollten, dann kann dies nur eins sein: auf einer gesunden
Grundlage immer neugierig seine eigenen Motivationen und Bedürfnissen zu erkunden. Die einen wird dies nicht über die einfache Fixierung am Bett hinausführen. Gut so. Andere werden kontinuierlich
wachsen und sich zum richtigen Zeitpunkt an eine Suspension wagen wollen. Auch das: gut so. Dabei tragen wir Praktizierende die Verantwortung, uns selbst nicht als Heilsbringer und Träger der
ultimativen Weisheit zu verstehen. Vielmehr sind wir Wissende, die neugierige Neulinge individuell und unvoreingenommen unterstützen und fördern sollten.
Niemand wird uns weniger schätzen, keinem Ego schadet es, wenn wir, die wir fesseln und Fesseln lehren, nicht einen elitären, allwissenden und geschlossenen Kreis
symbolisieren, sondern stattdessen für Offenheit, Toleranz und die Fähigkeit, unbefangen Hilfe und Zuspruch anzubieten, stehen.