Bondage in öffentlichem Park in Erfurt

Wieviel Offenheit verträgt die Gesellschaft?

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In einem Erfurter Park sorgte ein Pärchen für Aufsehen und sogar für einen Polizeieinsatz, weil die beiden öffentlich ihrem Hobby “Shibari” nachgingen.

SPIEGEL berichete.

 

Es ist wichtig, die Gesellschaft daran zu erinnern, dass es viele Facetten der Sexualität gibt. Die Art und Weise, wie man dies tut, darf jedoch gern auch angemessen sein. Mit den richtigen Zeichen kann man jeden einzelnen ermutigen, seine eigenen Bedürfnisse zuzulassen und sich mit seinem Partner immer wieder aufs Neue zu entdecken. Und so entsteht sicherlich auch irgendwann ein noch liberales und tolerantes Kollektivbewusstsein.

 

Das Ausleben einer sexuellen Neigungen in einer Art Zwangskonfrontation halte ich für unangebracht. Anders als beispielsweise beim Christopher-Street-Day oder anderen, öffentlich bekannt gegebenen Veranstaltungen und Gelegenheiten, kann ein Passant, eine Familie oder andere Personen, die zufällig auf ein solches Szenario treffen, nicht frei und bewusst entscheiden, sich heute mit dieser Thematik auseinandersetzen zu wollen.

 

Entscheide ich mich beispielsweise heute, mit meinem Kind den Christopher-Street-Day zu besuchen, weil ich ihm die Facetten von Liebe, Sexualität, menschlichen Beziehungen zeigen und erklären möchte, dann tue ich das bewusst und aus freien Stücken. Ich weiß, was mich erwartet und entscheide mich bewusst dafür. Begegne ich dem Erfurter Pärchen im Park jedoch zufällig, dann bin ich plötzlich im Zugzwang, mir irgendetwas über Cowboy und Indianer auszudenken oder mich anderweitig damit zu beschäftigen.

 

Ich meine, dann könnte man fortan auch jede Fetisch Party unangekündigt als Flashmob irgendwo in der Öffentlichkeit veranstalten. So als "Light" Variante, alles ein wenig gesitteter, um sagen zu können, “Ist ja nicht wirklich sexuell hier.” 

 

Aus diesem Grund habe ich mich auch aus der Unterstützung des alljährlich stattfindenden Bondage Picnic - ein zwangloses und gesittetes Zusammenkommen von Freunden des Seils in öffentlichen Parks - zurückgezogen. 

 

Ich bin kein Moralapostel, aber die Gesellschaft mit provokanten Aufregern wie diesen und einer Zwangskonfrontation förmlich dazu zu nötigen „Schaut her, so leben und lieben wir unsere Neigung und uns ist egal, ob ihr euch möglicherweise davon gestört fühlt“, das halte ich nicht für die charmanteste Art der Aufklärung und Werbung für eine sexpostive Gesellschaft. Und nur weil etwas "nichts Illegales" ist, ist es noch lange nicht moralisch korrekt.

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