26. Mai 2016
Am Sonntag, den 26. Juni 2016 nimmt die Bondage-Welt erneut teil am Bondage Picnic Around the World.
Was im September 2009 in Barcelona begann, hat sich nunmehr als fester Termin etabliert. Und so treffen sich auch dieses Jahr wieder Liebhaber des Seils in öffentlichen Parks um gemeinsam einen schönen Tag mit Seilen, Freunden, und neuen Bekannten zu verleben.
Ich werde dieses Jahr, anders als in den vergangenen Jahren, weder aktiv noch organisatorisch am Bondage Picnic teilnehmen. Bereits 2015 habe ich nicht aktiv daran teilgenommen, sondern lediglich das kleine Bisschen Aufwand in die Hand genommen den Termin öffentlich auch für Leipzig zu kommunizieren sowie die behördlichen Genehmigungen einzuholen.
Nach vielen Überlegungen, und auch so manchen Gesprächen, bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass der Rahmen des Picnics nicht so ganz mit meinen Überzeugungen einhergeht.
Zwar berichten viele teilnehmende Städte von positiven Resonanzen seitens der Teilnehmer und seitens der Öffentlichkeit, aber schlussendlich konfrontiert man mit dieser Art des Treffens ungefragt und unausweichlich Dritte unbeteiligte Passanten, Parkbesucher und Familien mit dem Thema Bondage.
So gilt zwar der Kodex, dass die Treffen gesittet, bekleidet und ohne Anzüglichkeiten ablaufen sollen, aber dennoch bleiben obligatorische Brustkneifereien und andere Gesten wohl nur selten aus.
Die Öffentlichkeit wird hier mehr oder weniger gezwungen sich auf seichte Art beim Sonntagsspaziergang mit dem Picnic auseinanderzusetzen. Ungefragt, klar. Und es glaubt wohl sicher auch keiner, dass der geringe Anteil jener Passanten die sich in der Vergangenheit offen und interessiert dazu gesellt haben repräsentativ ist für die gesamtheitliche Wahrnehmung.
So plädieren die einen Seilfreunde für einen offenen Umgang mit dem Thema, getreu dem Motto „Ist doch alles nicht schlimm, wir sind nicht pervers, seht her.“ während an anderer Stelle das Aufbrechen der Scheu zerredet, verurteilt und verunglimpft wird. Und während man sich mit dem Statement des Picnis pro Gesellschaftsfähigkeit ausspricht, besteht man spätestens bei Shades of Grey plötzlich doch wieder darauf, die Szene dürfe nicht aufgeweicht werden und SM solle kein Kommerz werden. Ach, und SM ist das ja dann sowieso alles nicht. What?
Bondage ist das zu den Picnis in den Parks wohl sicher auch nur selten! Vielmehr hängen vermehrt, und weltweit verteilt, Menschen in den verschiedensten Arten des TK an Bäumen herum und alle drum herum freuen sich. Das ist dann genau so wenig Bondage wie in den Augen vieler Shades of Grey nicht BDSM ist.
Positiver, interessierter Zuspruch der Öffentlichkeit ist keineswegs eine Ausnahme, jedoch wird der größte Teil empört und wegschauend an den Decken und Körbchen vorbei laufen.
Zwangskonfrontation ist aus meiner Sicht das falsche Mittel um für Toleranz und Offenheit zu werben. Es sollte jeder selbst entscheiden können wann, ob, wie und mit wem zu welcher Gelegenheit er sich mit einem Thema auseinandersetzen möchte.
Und schlussendlich glaubt kein Kind mehr ab einem gewissen Alter, dass es sich hier um Indianer-Spiele handelt. Man bringt Eltern in die unangenehme Situation ihrem Kind zu erklären was da vor sich geht. Und man konfrontiert Heranwachsende mit einer, egal wie harmlos und gesittet es zugeht, sexuellen Facette die jeder eigentlich besser für sich selbst und zutiefst intim entdecken sollte.
Ja, ja, ja Sittenwächter, Spießer, Spielverderber mag man mich nennen, aber ich für mich möchte niemanden Zwangskonfrontieren. Zum Tag des offenen Bondage ist es ein ebenso freier Austausch und es herrschte bundesweit reger Zulauf. Aber eben aus Interesse, Freiwilligkeit und Zwanglosigkeit heraus.
Nichtsdestotrotz gibt es auch sicherlich viele andere Meinungen dazu, und da es viele unter euch gibt die weniger spießig sind oder das alles einfach lockerer sehen, gibt es hier eine Übersicht zu allen teilnehmen Orten. Und ganz sicher findet sich auch in Leipzig jemand, der hier die Feder in die Hand nimmt.
Ich wünsche allseits viel Freude und einen hoffentlich sonnigen Tag in den Parks dieser Welt.
Ater Crudus
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